Etappe 2: Donauwörth – Regensburg

Da ja mein Blog möglichst authentisch sein soll, sprich so, wie ich bin und denke, ist der nächste, in Kursiv gehaltene Absatz, nichts für empfindliche Mitmenschen.

Radel der Donau entlang haben sie gesagt, das ist eben und einfach haben sie gesagt, das macht Spass haben sie gesagt, dass ist für die habe Familie – NOT! Egal wer den Radweg geplant hat, ich hoffe dass dir ein guter Platz in der Radlerhölle reserviert ist. Von wegen eben! Und das Wetter ist ja auch der Hammer. Die Sonnencreme kann ich mir dorthin stecken, wo definitiv nie die Sonne scheint. Und Regen… man kanns aber auch echt übertreiben. Wenn es nach ein paar Tropfen so stark schüttet, dass ich überlegt habe, da ich sowieso weit und breit nichts zum Unterstellen gefunden hatte, mein Shampoo auszupacken und am Radweg mich schnell zu duschen inklusive Haare waschen, das Wasser hätte gereicht. So schnell habe ich mich nicht mal umziehen können. Aber das schöne ist wenigsten, dass der komplette Inhalt meiner Radlenkertasche durchnässt war. Mach Platz für was neues. Wenigstens war mein Rucksack und die Radtaschen dicht, aber da ich ja die nasse Weste in meinen Rucksack geben musst, passte sich der Inhalt des Rückengepäcks dem des Lenkergepäcks an. Und schön, dass mein Radatlas angeblich wasserabweisend ist, aber scheinbar ist es auch nur eine frage der Zeit, bis das Wasser durchsickert.

So, jetzt gehts mir besser. Aber zurück zum Anfang.

Ich startete am Donnerstag, nachdem ich nur vier Stunden Schlaf gefunden habe, obwohl ich drei Stunden im Bett war und trotz geschlossener Augen nicht einschlafen konnte, mit einem großartigen Frühstück, was alles wieder gut machte. Ich war vor den Schulklassen beim Buffet und als ich gemütlich bei Kaffe und Semmeln gesessen bin, kamen die Kinder. Eine Lehrerin kam dann plötzlich zu mir, während ich aß und fragte mich „Ist es frech, wenn ich sie bitten würde sich woanders hin zu setzen? Wir sind eine Klasse und auf dem Platz sitzen immer bestimmte Mädchen.“ Ich mit einem Bissen im Mund meinte nur „Wenn Sie fünf Minuten gewartet hätten, wäre ich fertig gewesen.“ deutete auf mein Essen, lächelte sie an „Aber es ist kein Problem.“ Innerlich fand ich es natürlich unhöflich, aber da ich freundlich bin versetzte ich mich. Als ich mich noch grämen wollte, kam auf einmal eines der Mädchen bei meinem neuen Sitzplatz vorbei, lächelte mich an und wünschte mir einen guten Appetit. Somit war die Welt wieder in Ordnung. Höflichkeit und Anstand sind eben keine Frage des Alters.

Das Personal der Jugendherberge in Donauwörth war auch überaus freundlich und hilfsbereit. Die Dame von der Rezeption meinte dass ich gestern Glück hatte, dass jemand noch da war. Auch der Mitarbeiter, der sich selbst als Mädchen für alles bezeichnet hat, wünschte mir lächelnd einen guten Morgen. Ich wurde nun Mitglied der Jugendherberge Deutschland, da dies notwendig war und mich kostete die Übernachtung inklusive Frühstück nicht mal 30 Euro. Ich unterhielt mich dann noch mit den Mitarbeitern, und wie ich mich verabschiedete schüttelten mir alle zum Abschied die Hände und wünschten mir eine gute Reise. Auch die Kinder wünschten mit nur dass beste.

Die Reise begann gleich mit Nieselregen, welcher sich jedoch nach einer Stunde wieder legte. Doch dann kam nach Altisheim die erste Erhöhung, welches ohne Gepäck und 100 Kilometer vom Vortag sicher kein Problem gewesen wäre. Ich schaffte es mit dem niedrigsten Gang. In Leitheim wartete die nächste Erhöhung und da war auch der Punkt erreicht, wo ich entgültig mein Regengewand trotz unsicherem Wetter und ein paar Tropfen ablegte, da ich viel zu stark schwitzte.

Das Wetter hielt wenigstens ab den Zeitpunkt und so ging es schön dahin, jedoch kamen nochmals anstregende Steigungen, Marxheim habe ich da noch schmerzlich in Erinnerung, jedoch war das nichts gegen Riedensheim, wo ich mitten im Wald beim bergauf kömpfen einen lauten Schrei von mir losließ, da ich die Strecke und das Gepäck unterschätzt habe. Das auf und ab endete dann endlich ab Bittenbrunn, und der Radweg führte endlich direkt entlang der Donau.

In Ingolstadt fiel mir erneut das Hochwasser der Donau auf, da der Radweg stellenweise vielleicht einen halben Meter über den Pegel des Flusses war. Die Wolken waren bereits sehr dunkel geworden und ich verschob meine Pause, da ich versuchte das Wetter so lange wie möglich zu nutzen. Nach Ingolstadt geschah es jedoch, dass es wieder zum Tröpfeln begann, kurze Zeit später regnete es wie aus Eimern und ich hörte ebenfalls ein Donnergrollen. Ich konnte gar nicht so schnell das Regengewand anlegen, stopfte nur meine bereits durchnässte Weste in den Rucksack, und fuhr weiter in der Hoffnung, dass ich vielleicht etwas zum Unterstellen finden würde, jedoch wurde meine Hoffnung enttäuscht. Also fuhr ich weiter, als ich unterwegs dann eine Autobahnbrücke fand, wo bereits andere Radfahrer Zuflucht gesucht haben. Der Regen pendelte sich von Sintflut wieder auf starken Regen ein „Jetzt auch schon egal.“ dachte ich mir und fuhr weiter.

Der Regen ließ jedoch nicht mehr nach und so erreichte ich Vohburg, wo ich mich dann doch unter einem mittelalterlichen Stadtor Schutz suchte. Meine Knie schmerzten bereits, ich war entkräftet, mir war kalt und alles war feucht bis nass. Ich rastete das erste Mal nach ca. 75 Kilometer, aß Bananen, Äpfel und Nüsse und merkte, wie der Regen nicht nur meine Ausrüstung zusetzte, sondern auch meinem Willen, dieses Abenteuer zu bestehen. Das Wetter war mehr als mies angesagt, auch für den weiteren Verlauf, die Donau ist hochwasserführend, was mache ich nur, wenn die Radwege überflutet sind? Destruktive Gedanken kamen auf, also packte ich meine Sachen, füllte meine zwei Wasserflaschen an einem Brunnen in der Nähe des Tors auf und machte das einzig vernünftige: weiter fahren.

Der Regen blieb mir sehr lange erhalten. So quälte ich mich weiter und hatte dann später doch noch Glück und der Regen stoppte wieder vor Eining. In Eining angekommen merkte ich so langsam dass das Hochwasser doch nicht so ohne zu sein schien, da die Fähre die Donau nicht mehr überquerte, nicht dass ich sie benutzen wollte, aber die wartenden Autofahrer diskutierten miteinander. Hier dürfte ich wohl eines der kleinen Radwegweiser übersehen haben, oder der Weg war aufgrund des Hochwassers gesperrt, keine Ahnung, auf jeden Fall fuhr ich einen ziemlichen Umweg wie ich später feststellte.

In Weltenburg angekommen stand ich dann vor einem Parkplatz, der mit Donauwasser überschwemmt war und auf der gegenüber liegenden Seite standen zwei Herren, einer mitte 50, der andere geschätzte 70. Ich rief ihnen zu, ob man da durchfahren kann und der jüngere meinte in schönem bayrisch, dass das einen Meter tief ist. Ich hielt verwirrt inne, bis die beiden mich anlachten, also fuhr ich durch das Donauwasser, welches doch tiefer als erwartet war, meine Pedale wurden nass.

Auf der anderen Seite angekommen quatschte ich mit den beiden freundlichen Herren, sie fragten mich, wo ich denn unterwegs sei und von wo ich kam und als ich ihnen mein Vorhaben schilderte waren beide erstaunt und meinten, dass ich nun am Besten die Fähre durch den Donaudurchbruch nehmen würde, aber es ginge auch ein Weg über den Berg, aber sie meinten, dass das schon „a Stückl aufe geht“. Sie gaben mir auch noch den Tipp, dass ich trotzdem einen Abstecher zum Kloster Weltenburg mache, da dort die verschiedenen Hochwasserstände an der Fassade aufgezeichnet wurden. Als ich ihnen auch erzählte, dass ich im Allgäu, in Regensburg und in Linz Freunde habe, bei denen ich unterkommen kann, meinten sie dass es doch eine feine Sache ist, so viele Freunde zu haben. Weiters meinten sie, dass ich in Passau aufpassen soll, da es sich dort angeblich derzeit Hochwasser technisch abspielen soll. Ich bedankte mich bei ihnen für die Tipps, sie wünschten mir alles Gute wir verabschiedeten uns. So fuhr ich einen kleinen Umweg zum Kloster, um dann über den Landweg Kelheim zu erreichen. Einer meiner nächsten, glanzvollen Fehlentscheidungen.

„A Stückl aufe“ war defintiv eine Untertreibung nach der bereits zurückgelegten Distanz, es war zwar sehr schön dort über den Eichberg im Wald, aber ich konnte das Fahrrad nur mehr schieben, da meine Knie immer mehr nach einem baldigen Feierabend schrien. Doch ich biss mich durch und schob meinen Gefährten bergauf durch den Wald. „Es sind ja nur fünf Kilometer.“ dachte ich mir, doch es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Vor allem dachte ich mir nach jeder Steigung, dass es bald bergab gehen müsse, jedoch wurde ich immer wieder enttäuscht und es ging immer nur bergauf. Doch irgendwann ging es dann tatsächlich bergab, jedoch zu steil und der Zustand der Forstwege zwangen mich dazu das Fahrrad auch noch bergab zu schieben. Einzige Entschädigung für meine Mühen war ein Waldfriedhof.

Doch ich kam in Kelheim erfolgreich an und musste meine zweite Zwangspause einlegen. Ich aß ein wenig und meldete mich bei C. dass ich mich etwas verspäten würde. Es fehlten mir noch 39 Kilometer nach Regensburg und ich war mittlerweile schon so weit, dass ich nur mehr mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10km/h rechnete.

Der restliche Weg von Kelheim nach Regensburg war endlich wieder entlang der Donau und schön eben. Ich querte nur mehr die Donau bei einem Kraftwerk, auch dort musste ich das Fahrrad aus Erschöpfung schieben, doch nach einem endlos wirkenden Weg entlang der Donau erblickte ich aus der Ferne eine mächtige Brücke, die Sinzinger Autobahnbrücke, wie ich später erfahren sollte. Als ich die Ortstafel von Regensburg passierte seufzte ich erleichtert auf und schaute am Navi, wie weit es denn nun zu C.s Wohnung sein würde, immerhin weniger als befürchtet, jedoch nochmals acht Kilometer mehr, doch auch diese bewältigte ich und ich kam mit schlammbeschmutzer Kleidung endlich an. C. erwartete mich bereits, verstaute mit mir das Fahrrad im Keller und wenig später kam einer der drei Hauptgründe, der mich voran trieb, die in Facebook bereits vorangekündigte Badewanne!

Ich habe einiges aus der Etappe gelernt. Ich hatte das Wetter, die Last am Fahrrad, die vorangehende Etappe und die Route unterschätzt, doch ich habe mich durchgekämpft. Auf jeden Fall werde ich in Zukunft etwas kleinere Etappen anstreben. Aber ich habe erneut meine Grenzen ausgelotet und bin stolz, dass ich 160 Kilometer am Stück überwunden habe. Doch nun denke ich nicht an Deggendorf, jetzt raste ich bis Sonntag zwei Tage in Regensburg und erkunde die Stadt, wie es sich für einen Streuner gehört: zu Fuß oder mit dem Rad.

2 Gedanken zu „Etappe 2: Donauwörth – Regensburg“

  1. Einfach nur Beeindurckend, hast dir leider wettertechnisch nicht die besten Woche ausgesucht, weiterhin viel Erfolg und bessere Tage 🙂

    1. Wuhuuuu! Mein erstes Kommentar in meinem Blog! 😀
      Ja, das Wetter hätte besser sein können, doch wurde es nach Regensburg endlich besser… von der Route sowie vom Wetter auch 🙂
      Vielen Dank für die Blumen!

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