Etappe 4: Passau – Linz

Der frühe Vogel fängt den Wurm, oder so. Wieder freiwillig um 6:30 aufgestanden, draußen die Burg in Nebel gesehen, als ob es Herbst wäre, alles gepackt und runter zum Frühstücksbuffet der Jugendherberge gegangen. Scheinbar war ich wieder der erste Gast und die zuständige Frau war gerade beim Aufbau und ich fragte sie, ob ich zu früh sei. Die Dame meinte nur dass bereits geöffnet wäre, aber sie hinten nach sei. Ich antwortete, dass das keine Katastrophe sei und ich gerne noch schnell eine dampfen gehe, sie witzelte, dass das kein Problem sei und dass die Katastrophe bereits passiert sei, wie ihr die Semmeln angebrannt sind. Als ich bereits gehen wollte, fragte sie mich ob ich nicht schon einen Kaffee mitnehmen wolle… was für eine hervorragende Idee.

Als ich wieder zurück kam, war alles fertig und ich langte wie immer voll zu. Auch der Herr mit dem Bart und dem freundlichen Gesicht kam und wir unterhielten uns. Er fragte mich plötzlich, ob ich nicht der Fahrradfahrer gewesen wäre, der bei ihrer Panne stehen geblieben sei und meine Hilfe angeboten habe. Da erkannte ich die beiden wieder und wir lachten. So kamen wir ins Gespräch und er erzählte, dass sie aus Barcelona, um genau zu sein aus Katalonien in Spanien, kommen. Sie flogen nach Zürich und reisten mit dem Zug nach Tuttlingen und starteten dort ihre Radtour, 150 Kilometer vor Ulm. Sie wollen bis Budapest fahren, jedoch überlegen sie ab Bratislava mit dem Schiff weiter zu fahren, da es ziemlich hart für einen der beiden war, da es seine erste größere Radtour war. Der andere Mann erzählte mir von diversen Touren in Indien, Amerika, China… am meisten sei er stolz auf die Fahrrad-Expedition des Semo La in Tibet, der höchste befahrbare Pass der Welt. Er war Mitglied der Cantalan Expedition und auch der englische Wikipedia-Eintrag verweist auf diese Gruppe. Er fragte mich, ob ich mich nicht ihnen anschließen will, da alleine solche langen Touren anstrengend seien, doch ich winkte dankend ab. Ich wollte sie nicht bremsen, doch sie meinten dass das kein Problem wäre, doch als ich ihm entgegnete ich wolle diese Tour alleine meistern, verstand er meine Motivation. Wir verabschiedeten uns und wünschten uns gegenseitig alles Gute.

Als ich mein Fahrrad kurz notdürftig wartete, da es schon einige Geräusche machte, die vorher noch nicht da waren, legte ich die lange Hose und meine Windjacke ab, da es das erste Mal sonnig und warm war.

So startete ich von Passau nach Linz. Der Weg dorthin war sehr angenehm und direkt entlang der Donau. Das Wissen, dass dies die kürzeste Etappe sein würde, motivierte mich und so radelte ich frohen Mutes mit sonnigem Wetter der Donau entlang, bis der nördliche Donauradweg bei Schlögen endete und ich dazu gezwungen war, mit einer kleine Fähre aufs andere Ufer zu wechseln.

Die beiden Mitarbeiter der Fähre waren überaus freundlich und es war für mich spannend das erste Mal mit meinem Rad eine Fähre zu benutzen. Einer der Mitarbeiter meinte auf meine Frage hin, wie es denn in Bezug auf Hochwasser und der Donau aussah, dass das alles halb so wild sei und es keine Probleme für mich geben würde. Auf der anderen Seite kam ich dann mit einem Oberösterreicher ins Gespräch, der mich nach einem Weg fragte, als ich ihm mit meinen Karten half, gab er mir noch Tipps wie ich am Besten nach Linz radel.

Die Südseite war zwischen Schlögen und dem Kraftwerk Ottensheim-Wihering asphaltiert und angenehm schattig. Leider machte sich dort irgendwann die körperlichen Strapazen bemerkbar und meine Laune und Energie brach plötzlich ein, obwohl ich etwas gegessen hatte, also musste ich noch zwei Pausen machen und aß den Notfall-Traubenzucker, der mich schlussendlich herausgerissen hat.

Am Kraftwerk wechselte ich wie empfohlen wieder auf die Nordseite der Donau und fuhr weiter Richtung Linz, als es plötzlich bei Puchenau extrem windig wurde, ich stoppte bei einer nahegelegenen Tankstelle und sollte mich nicht irren, es begann plötzlich stürmisch zu regnen, begleitet von Blitz und Donner. Ich legte meine Regenausrüstung an und fuhr weiter Richtung Linz, wo ich unter einer Unterführung fünf andere Radler fand, also rastete ich auch dort und kam mit einem deutschem Pärchen ins Reden. Sie sind von Passau gestartet und würden in Linz in einem Hotel übernachten. Als mir der Herr gestand, dass er vergaß sich die österreichsiche Landkarte für seine Navigation herunter zu laden, richtete ich meinen Hotspot am Handy ein und er lud sich die Karten und Informationen herunter. Die beiden waren zutiefst dankbar und meinten, dass so ein Regen doch auch ein Segen sein könnte. Wir unterhielten uns unter der kleinen Unterführung noch einige Zeit und er meinte, dass 1GB Datenvolumen bei seinem Tarif in Deutschland 38 Euro kostete. Als ich ihm schilderte, dass ich 8GB für 22 Euro habe konnte er es nicht fassen. Sie wollten mich dann noch auf ein Bier einladen, doch ich winkte dankend ab, wir schüttelten uns lächelnd die Hände und wünschten uns gegenseitig alles Gute für die weitere Tour, da sie auch nach Wien fahren wollen. Währenddessen hörte sich der Regen wieder auf.

In Linz angekommen rastete ich beim Hauptbahnhof, wo ich einem Linzer fragte, wo ich denn noch ein Fahrradschloss kaufen könnte, er meinte dass nichts in der Nähe wäre und verkaufte mir dankenswerter Weise günstig sein Zahlenschloss, Dor Kombination sei sein Geburtsdatum. Ich stellte mein Rad am Bahnhof ab, aß einen Happen und trank mein wohlverdientes Feierabendbier. J. würde mich um zirka 20:30 von dort holen und mich mit dem Auto nach Freistadt bringen, wo ich übernachten konnte.

Schön überall liebe und hilfsbereite Menschen zu kennen. Die zwei Herren in Deutschland hatten recht, ich bin gesegnet.

Morgen würde es weiter Richtung Pöchlarn gehen. Wir schafften es mein Fahrrad in das kleine Auto zu verladen uns los ging es Richtung Freistadt, wo ich heute übernachten konnte.

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